Der letzte Tag, das war der 27.08.2022. An dem Tag sollte die letzte Show sein. Wir erfuhren in der letzten Woche, dass wir Freitag und Samstag je zwei Shows hatten. Zwei Shows an einem Tag - das war immer sehr anstrengend. Nicht unbedingt wegen der Shows an sich, sondern wegen der Zeit zwischen den Shows. Nach der ersten Show ging der Ausmarsch nicht die Straße hinunter, sondern wieder hinauf, zurück in das Schloss. Kaum den letzten Ton gespielt, mussten wir nach oben laufen und uns zum nächsten Einspielen für die Abendshow treffen.
Als wir oben waren, standen wir wie gewohnt herum, dann fand das große Einspielen statt, was allerdings nicht sooooo groß war, da wir ja schon eine Show hinter uns hatten. Wir waren also relativ schnell damit fertig und dann standen wir herum. Es gab einige wenige Bänke, die wir auch schon mal benutzten. Die Soldaten versorgten uns mit Kaffee, Tee und Wasser.
Ansonsten hatten wir keine Möglichkeit, irgendwo im Warmen zu sitzen. Wir mussten uns also rund zwei Stunden draußen aufhalten, herumstehen, herumsitzen, und konnten nichts machen. Da wir nichts außer der Pipe mitnehmen durften, hatte auch keiner Chanter und Übungsmaterial dabei, so dass man sich wenigstens hätte beschäftigen können.
Nach dem Einmarsch konnten wir wenigstens in den Pausenraum gehen und mussten nur noch dann raus, wenn wir dran waren.
Ich mochte bei einer Doppelshow die Abendshow immer lieber, weil es da schon fast dunkel war, allerdings blendeten die Scheinwerfer mehr, so dass man kaum geradeaus gucken konnte. So stand man mit unmerklich leicht gesenktem Kopf.
Eigentlich war es mittlerweile so, dass man sich wieder auf Zuhause freute, aber nachdem nun wirklich die allerletzte Show gekommen war, der Weg herunter von der Esplanade der letzte war, die Busfahrt zusammen mit der Band zurück zur Unterkunft auch die letzte war (unser Pipemajor spielte noch im Bus für uns auf seiner Pipe) und man auf dem Weg zur Unterkunft dachte: "Das war's jetzt! Kein Tattoo mehr, keine tägliche Routine.....Ich will zurück auf die Esplanade!!!"
4,5 Wochen inklusive Probe mit einer 3,5wöchigen Showroutine, immer die gleichen Stücke - die ganzen Abläufe sind so im Gehirn verankert, dass ich das Gefühl hatte, dass ich den Weg zurück in die Normalität nicht mehr finde.
"Walking on the Waves" - das Skipinnish-Lied, bei dem wir den letzten Refrain spielten, welches wir jeden Tag hörten und schon mitsangen, wenn wir es hörten - dann Martyn Bennett "Blackbird" von den Highland Divas gesungen, dann diesen Mega-Slow Air "Loch Skerrols" - all das nie wieder auf der Esplanade zu hören und mitzuspielen...... Geht es wirklich wieder ohne Tattoo?
In der Nacht nach unserer Rückkehr in die Unterkunft mussten wir unsere Uniform abgeben. Meine Sachen hatte ich schon am Tage gepackt, so dass ich am Tag der Heimfahrt nur noch Kleinigkeiten einpacken musste.
Der letzte Abend in der Cast-Bar: ein letztes Mal die Bandfreunde und die Freunde aus den anderen Bands treffen, mit ihnen zu feiern und sich von ihnen verabschieden.
Da wir sonntags sowieso immer frei hatten, wird mir das Tattoo am Heimfahrtstag noch nicht fehlen.
Den letzten Abend habe ich noch sehr genossen und es ist wieder reichlich spät geworden. Zum Glück flog ich erst mittags und musste nicht so früh aufstehen.
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