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AutorenbildDagmar Pesta

Auftritte und einige Anekdoten daraus

Gab es welche? Wenn ja, was für welche?


In diesem Jahr gab es weniger Auftritte als sonst. Es lag in erster Linie an dem Lockdown, der bis ca. Mai 2021 ging. Dennoch konnte über Sommer einiges stattfinden und einige Highlights konnte ich in meiner Sammlung einordnen.


Hier erst einmal ein Link zu den diesjährigen Auftritten:



Auftritte sind eigentlich das, was man am meisten in der Corona-Zeit vermisst. Wenn das nicht ist, kommt man auf alle möglichen Gedanken, z. B. mehr Online-Competitions machen, Videos veröffentlichen, Videokonzerte (wie bei mir verstärkt in 2020).


Eine Gelegenheit, seine Pipe auszuführen, findet man eigentlich immer, wenn man kreativ ist und Ideen hat.


Im weiteren Verlauf des Jahres fand Wahlkampf statt für Bundestags- und Kommunalwahlen, und ich etablierte mich immer mehr zur Politpiperin. Es war eine aufregende und interessante Zeit, als nach all den Mühen am Tag der Bundestagswahl noch ein kräftiges und spontanes "Amazing Grace" von der Band und mir erscholl. Die Band, das war "Zweiklang Affäre", die mit einem Mega-Programm aufwarteten, und die ich auf der Tour ein bisschen kennengelernt hatte.


Eigentlich passieren zwar häufig unvorhergesehene Dinge bei Auftritten, aber kaum etwas, was man nicht professionell und flexibel meistern kann, wie zum Beispiel beim folgenden Auftritt:

Bei der Buchung einer Beerdigung wünschte der Kunde „Danny Boy“ und „Flower of the Forest“. Da „Danny Boy“ nicht wirklich spielbar ist, lehnte ich zunächst ab, hatte aber dann doch eine Idee, wie ich es spielbar machen konnte, ohne falsche Töne. Ich teilte dies dem Kunden mit, der sich sehr freute.

Dann kam ich an und sollte vom Vorraum der Kapelle aus spielen, das war wegen der Lautstärke ganz gut.

Plötzlich sagte der Kunde: „Nach der ersten Ansprache spielen Sie „Danny Boy“ und nach der zweiten „Going Home“ und am Grab dann „Flower of the Forest“.

“Going……. Waaaas?“ 😱

Hatte der Kunde nicht vorher gesagt, „Danny Boy“ oder „Going Home“?

Letzteres habe ich ewig nicht gespielt…. Verdammt, wie war denn die Melodie dazu???

Ich war im Vorraum und hatte mein Handy dabei. In Windeseile suchte ich die Noten für „Going Home“. Nachdem ich sie hatte, sang ich mir die ganze Zeit die Melodie im Kopf vor.

Oh, verdammt…… Habe ich jetzt etwa die Melodie von „Danny Boy„ vergessen? Also : erneute Notensuche und die Melodie im Kopf singen.

Dann war ich dran und spielte ein herzzerreißendes, fehlerfreies „Danny Boy“ mit einem wunderbaren Sound meiner Pipe.

Dann kam die nächste Ansprache. Ich suchte erneut die Noten von „Going Home“ und sang mir das Lied immer im Kopf vor. Dann war ich erneut dran mit einem sehr schönen „Going Home“. Antonín Dvorák, der Komponist, hätte sich am Schluss zwar etwas gewundert, aber die neue Variante des alten Liedes kam bei der Trauergesellschaft sehr gut an.

Draußen am Grab kam dann mein Debut von „Flower of the Forest“. Das Lied habe ich wenigstens schon eine Woche vorher angefangen zu lernen, genauso wie „Danny Boy“.


Es ist alles gut gegangen, aber ich habe Blut und Wasser geschwitzt! 😁


Was aber ist, wenn etwas Vorhergesehenes nicht funktioniert? Oder besser gesagt: der peinlichste Auftritt meines Lebens!


Es war eine Beerdigung - eine Waldbestattung. Es war Dezember und bitter kalt. Gerade mal knapp über 0 Grad. Ich hatte mich wenigstens bemüht, mich halbwegs warm anzuziehen, so dass ich nicht erfror.

Ich stand schon etwas vorher parat, allerdings begann die Trauerfeier etwas später (alles im Freien), weil erst einmal die Impfausweise von rund 50 Leuten kontrolliert wurden. Ferner wurden die Kontaktdaten in eine Liste eingetragen. Man schrieb etwa nicht selbst - die Bestatter schrieben (am Anfang erst nur einer, dann kam gegen Ende der Schlange der zweite noch dazu).

Ich wusste, dass ich erst am Grab spielen musste, nämlich nachdem die Urne abgelassen wurde und die Trauergäste sich verabschieden. Ich empfand es als sinnvoll, die Pipe zwischendurch warm zu blasen (langsam warme Luft in den Sack und in den Chanter blasen), und meine Hände zu wärmen. An Handschuhe hatte ich natürlich nicht gedacht, aber auch nicht daran, dass ich so lange in der Kälte warten musste.

Eine gefühlte Stunde später kam mein Einsatz: Die Urne war unten, die Trauergäste kamen auf das Grab zu. Ich setzte an, blies den Sack auf, brachte den Chanter zum Klingen - und er erstarb gleich wieder unter jämmerlichem Kratzen und Klagen. Meine Backen wurden dick, die Augen groß...... ich konnte den Druck nicht halten!!! Die Lippen konnten das Mundstück nicht halten!!!! Was war DAS???

Ich versuchte, den Sack vollzubekommen, doch die Luft war genauso schnell draußen wie ich versuchte, sie hineinzublasen. Hörbares konditionsschwaches Prusten und Schnauben, um einigermaßen den Sack voll zu kriegen, der jedes Mal unter dem Arm dünn und schlank wurde.... Und der Chanter! Quiek - Stop - Krächz..... Alle Augen waren auf mich gerichtet und ich dachte in dem Moment: "Jetzt ist alles aus!"

Ich setzte ab, zog meine Jacke aus, setzte wieder an und - oh Wunder! Die Pipe hub an zu jubilieren und ich hielt den Druck! Nun habe ich es geschafft, in meiner bekannten Art alle Leute ans Grab zu spielen ohne Unterbrechung. Durch die Kälte spürte ich meine Finger kaum und so ging das eine oder andere High A bzw. einige Verzierungen klanglich etwas in die Hose, aber hörte wahrscheinlich wieder einmal nur ich.


Ich kann es mir bis heute nicht erklären, warum meine Pipe und ich komplett versagt haben an dem Tag. Ich habe schon öfter in der Kälte gespielt und habe es immer hinbekommen, auch mit einer gut gestimmten Pipe zu spielen. Allerdings habe ich noch nie vorher so lange in der Kälte warten müssen wie dieses Mal!







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